Kreative Intelligenz als Schlüssel im Krisenzeitalter

Zu Beginn seines Vortrags präsentiert Tobias Seemiller ein Marmeladenglas mit verschiedenen bunten Papierschnipseln. „Stellen Sie sich vor, das ist mein Kopf, alle verschiedenen Gedanken. Wie kommen sie da rein – und vor allem, wie kommen sie wieder heraus?“ Diese Frage sei eine der zentralen seines Ansatzes, so Seemiller: Er wolle Antworten darauf finden, wie wir das Durcheinander, das in unserem Kopf oft herrscht, wieder in geordnete Bahnen bringen können.

Seemiller selbst hat Kommunikationsdesign studiert, ist direkt im Anschluss in die Selbstständigkeit gestartet und war Co-Geschäftsführer der „Neonpastell GmbH“. Währenddessen begann er ein begleitendes Masterstudium in BWL, im Rahmen dessen er gemeinsam mit Künstler:innen das sogenannte „Trigger Tool“ entwickelte, ein Kommunikationstool und ein Mittel, seine Ideen in die Praxis umzusetzen. Heute hat er die Leitung der Bereiche KI und Ausgründungen am KI-Produktionsnetzwerk der Universität Augsburg inne. Sein Vortrag war Teil der Future Skills - Vortragsreihe am Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg.

Warum brauchen wir Kreativität?

Seemiller beantwortet diese Frage mit einem Blick in unsere Gegenwart. „Wir erleben aktuell eine Polykrise“, meint Seemiller – ein Zusammenspiel aus ökologischer, politischer und gesellschaftlicher Krise. Viele Menschen erleben daher auch persönliche Krisen und Unsicherheit, Burnouts werden im beruflichen Alltag häufiger.

„Kreativität und Innovation sind dabei unser Mittel, in der Krise nicht nur ängstlich zuzusehen, sondern den Wandel zu meistern – die Welle zu reiten“, so Seemiller. Gerade in der Unternehmenswelt brauche es dafür eine Veränderung: Kreativität und Innovation müssen kultiviert werden, dafür müssen sie gefördert und gepflegt werden. Was nicht funktioniere, sei Zwang, also klassisches Management aus Planung, Steuerung und Kontrolle. „Kreativität und Innovation können nicht kontrolliert, gemanagt oder gesteuert werden“, sagt Seemiller.

Die Anlage zur Kreativität sei dabei als Besonderheit des Menschen in jedem Einzelnen vorhanden. Unternehmen müssen sie fördern, bedeutungsvolle Verbindungen kultivieren und vor allem Wert auf die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden legen. „Ohne wirkliche innere Motivation bleibt jedes Projekt blutleer“, erklärt Seemiller.

In Unternehmen gebe es oft praktische Hindernisse, die diese Dinge verhindern, beispielsweise Zeitdruck durch Deadlines. Gerade deshalb brauche es Räume, Safe Spaces, in denen die Menschen in offenen Dialog treten können, in welchen ein wirklicher Austausch möglich ist und man gegenseitiges Vertrauen spürt. Selbstverständlich sei das nicht immer einfach, so Seemiller, doch: „Jeder kleine Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung.“

Wandel beginnt im Inneren

Für Seemiller ist klar: Wer kreativ arbeiten will, muss bei sich selbst anfangen – sich bewusst machen, wie man mit sich selbst und eigenen Fehlern umgeht. So könne man dieses Vertrauen und diese Offenheit auch anderen entgegenbringen. Nur so entstehen echte Visionen, die von innen kommen und Innovation ermöglichen.

 

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