Selbstmanagement: Rituale für bewussteren Arbeitsalltag

Am 15. Juli öffnete der Pop-Up Store „Zwischenzeit“ vorerst das letzte Mal seine Türen für das ZWW der Universität Augsburg. Die sechsteilige Vortragsreihe zu dem Thema „Wirkung und Selbstmanagement“ fand mit dem Online-Vortrag „Mit Ritualen bewusster durch den Arbeitsalltag“ ihren erfolgreichen Abschluss.

Der Referent Thomas Wöhrl (Diplom-Ingenieur, Diplom-Wirtschaftsingenieur, MBA Systemische Organisationsentwicklung und Beratung, Lehrtrainer, Qualitätsmanager und Feldenkraispädagoge) gewährte in seinem Impulsvortrag einen Einblick in das Wesen und den Kern von Ritualen. So sind Rituale oftmals unbewusst in unserem Leben verankert. Erst bei genauerer Betrachtung erkennen wir, wie sie unser Verhalten maßgeblich beeinflussen und formen.

In Sicherheit Neues entdecken

Rituale sind Teil unseres Lebens und bestimmen so viele zwischenmenschliche Bereiche. Dabei spielen eine Vielzahl von Elementen eine zentrale Rolle: Symbole und Begleitumstände wie Klänge, Düfte und Worte oder bestimmte Orte und Handlungsweisen. Rituale wirken auf unser Unbewusstes und vermitteln hier ein Gefühl von Sicherheit. Sie bringen uns daher auch immer wieder mit uns selbst in Kontakt und können damit als Kraftquelle im Arbeitsalltag genutzt werden.

Im Unbewussten sind unsere Erinnerungen, Ahnungen und Visionen, aber auch unsere Traumata verankert. Auch spontane Aha!-Erlebnisse verdanken wir dem unbewussten Teil unseres Bewusstseins. Ohne großartige Psychologie dahinter sei das Unbewusste das, was uns im Alltagsgebrauch nicht bewusst ist, betonte Thomas Wöhrl. Und das Unbekannte bereitet dem Ich zunächst Sorge.

Das Ich kann als Verwaltungsplattform unseres Alltagsbewusstseins für die auftauchenden Dinge aus dem Unbewussten bezeichnet werden. Als Datenspeicher mit umfassender Ordnungsfunktion bildet das Ich die Identitätsbasis unseres Bewusstseins und liefert uns Antworten auf die Fragen: Wer bin ich? Was bin ich nicht mehr? Und wer bist du? Denn nur wenn das Ich sich sicher fühle und möglichst wenig Chaos im Außen herrsche, entspanne sich das Ich. Erst dann könne es sich auf den Weg machen, Neues zu entdecken oder zu gestalten, führte der Referent aus.

Gewohnheit und Ritual liegen nahe beieinander

Durch Rituale kann also der Zustand von „Sicher, in Balance“ erreicht werden und Rituale können umfassende Auswirkungen auf die Beruhigung des menschlichen Nervensystems haben. Neurowissenschaftlich lässt sich das physische Zusammenspiel und der Einfluss von Ritualen durch die Polyvagaltheorie nach Stephen W. Porges, PhD und Deb Dana erklären. Solange der menschliche Körper sich in einer angstfreien Phase befindet, kann er auftanken, zu neuer Kraft kommen und Kreativität entwickeln. Rituale können dann stets individuell ausgerichtet werden und in Mobilisierung oder in Ruhe stattfinden. Der Effekt ist immer der, dass eine Verbindung hergestellt wird – zu sich selbst oder zu anderen Menschen.

Rituale seien somit ähnlich wie Gewohnheiten, hebt Thomas Wöhrl hervor. Der Unterschied jedoch sei, dass ein Ritual nicht mechanisch ablaufe, sondern mit einer achtsamen und empathischen Haltung zu sich selbst verbunden sei. Die Bereitschaft, den Blick von außen in ein unbekanntes Innen zu wenden, muss dabei gegeben sein. Frei nach dem Motto: „Ich wähle mal eine andere Telefonnummer.“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Referenten und Zuschauern sowie den Veranstaltern, die den Austausch im Pop-Up Store „Zwischenzeit“ ermöglicht haben. Vielen Dank!

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